Freddy und Sylvie Nzambe kommen aus der Demokratischen Republik Kongo und leben seit rund 20 Jahren in Tunesien. Freddy Nzambe ist Pfarrer der Reformierten Kirche in Tunis und Superintendent für die methodistischen Gemeinden in Algerien. Connexio hope, die Organisation für kirchliche Zusammenarbeit der Methodst:innen in der Schweiz, unterstützt diese Arbeit seit vielen Jahren.
Das Ehepaar betreut -zurzeit mit Einschränkungen- ein Wohnheim für Studentinnen, die aus Ländern südlich der Sahara kommen. Diese sind in Tunesien vermehrt mit Rassismus konfrontiert. Das Gelände der Methodistenkirche ist zum beliebten Treffpunkt für Studentinnen und Studenten geworden. Die Angebote reichen vom Fussballmatch bis zum theologischen Café. Manchmal sind 20 bis 50 Personen da, aber bei Hochzeiten und anderen Festen waren es auch schon 500. Sie kommen vor allem aus Ost-, West- und Zentralafrika, doch auch aus den USA oder Tunesien. Alle sind willkommen, ungeachtet ihrer Herkunft oder Religionszugehörigkeit.
«Am meisten Freude macht mir, wenn ich sehe, dass es einer Person jetzt gut geht», meint Freddy Nzambe. Da ist seine Tochter, die im Kongo auf einen Unternehmer trifft. Er fragte sie: «Sind Sie die Tochter von Freddy?» Es stellte sich heraus, dass dieser Mann vor Jahren in Tunis gelebt hatte und zurück in seine Heimat wollte. Freddy Nzambe konnte ihm damals dank Unterstützung aus der Schweiz helfen, das Flugticket zu bezahlen. Da ist eine junge Frau. Sie hat fünf Jahre lang im Studentinnenheim gewohnt, Modedesign studiert und sich zur Stylistin ausbilden lassen. Jetzt hat sie ihr eigenes Geschäft in Tunis und ist eingebürgert. «Ich weiss nicht, wie sie das mit der Einbürgerung hinbekommen hat, das ist hier fast unmöglich!»
Da ist der Student, der am Flussufer laut mit sich selbst sprach. Freddy Nzambe ist er aufgefallen, als er mit seiner Frau dem Fluss entlang spazierte. Der junge Mann war aus Mali, hatte in Algerien studiert und wollte nach Europa. Da er kein Visum für Frankreich bekommen hatte, wollte er es von Tunesien aus versuchen. Das gelang ihm nicht. Nun sei er illegal in Tunesien und Mali wolle ihn auch nicht mehr haben. Er habe mit sich selbst gesprochen, damit er sich nicht so ganz allein fühle. Freddy Nzambe hat ihn auf die Botschaft begleitet und die Kosten bezahlt, die wegen des illegalen Aufenthaltes anfielen. Der Student konnte dann nach Mali heimreisen.
Nicht allen kann Freddy Nzambe helfen. «Früher habe ich das als Scheitern empfunden. Heute sage ich mir: Ich versuche es, und manchmal geht es und manchmal nicht. Wenn ich nicht helfen kann, muss ich es im Gebet abgeben. Aber es ist eine Bürde und ich trage es trotzdem mit mir. Ich kann es manchmal nicht mal meiner Frau sagen, weil ich sie nicht belasten möchte.» Eigentlich würde es noch viel mehr Seelsorge brauchen. «Wir müssten jemanden einstellen, haben aber die Mittel nicht.» Seit einiger Zeit ist es zudem stark erschwert, als Kirche zu helfen. Früher konnten Residenzscheine für die Studentinnen im Wohnheim ausgestellt werden. Heute geht das nicht mehr. Zurzeit leben dort Frauen, die wegen akuter Notsituationen aufgenommen werden dürfen.
Die Migrationsgesetze wurden in den letzten zwei Jahren stark verschärft. Für jene, die aus Ländern südlich der Sahara kommen, ist die Situation prekär geworden. Es ist verboten, Personen ohne Papiere aufzunehmen, und wer es tut, riskiert eine Verurteilung. «Doch als Kirche wollen wir irgendwie helfen!», betont Freddy Nzambe. Die Gemeinde hatte für Menschen im Flüchtlingscamp 120 Lebensmittelpakete zusammengestellt und gebracht – dann wurde es ihr verboten. Christliche Gemeinschaften dürfen sich nur noch in einer offiziellen Kirche treffen. Die Regierung geht massiv gegen Oppositionelle vor. Ob er schon daran gedacht habe, das Land zu verlassen? Freddy Nzambe nickt: «Ja, wir haben uns das überlegt. Aber im Moment können wir trotz allem noch wirken. Und darum bleiben wir.» Zusammen mit anderen unterstützen sie einzelne Menschen in Not; kürzlich konnte so eine Lösung für eine geflüchtete hochschwangere Frau und ihren Mann gefunden werden.
Doch es ist anstrengend, die Not zu sehen und immer wieder abzuwägen, was nun an Hilfe noch möglich ist. Freddy Nzambe begleitet als Superintendent auch die Pfarrpersonen in Algerien, die teilweise unter grossem Druck stehen. Dort sind fast alle protestantischen Gemeinden geschlossen. «Es wäre für sie so wichtig, teilen zu können, was sie denken und fühlen», findet Freddy Nzambe, «aber es ist schwer, wenn man dauernd im Alarm-Modus leben muss. Man will die Familie und die Kollegen nicht belasten. Man will niemanden gefährden. Sie wollen auch mich nicht belasten. Sie sagen: es geht schon. Wir in Tunesien und Algerien sind oft sehr allein, das ist ein grosses Problem.» Für ihn selbst sind unter anderem die Beziehungen in der Zentralkonferenz eine Hilfe. Als Superintendent tauscht er sich regelmässig mit seinen Kolleg:innen aus. «Mit Rares Calugar aus Rumänien habe ich engen Kontakt und viele gute Gespräche, auch mit László Khaled. Kürzlich ist meine Mutter gestorben. Ivana Procházková hat dann nachgefragt, wie es mir gehe. Das hat mir sehr wohlgetan.»
Gemeinsam Gutes tun:
Wir leisten einen Beitrag an eine friedvolle und gerechte Welt für alle Menschen.
PC 15-747157-9
IBAN CH44 0900 0000 1574 7157 9
BIC POFICHBEXXX