Elisabeth Stauffer ist am 5. Oktober 1932 in Grenchen als älteste von acht Geschwistern zur Welt gekommen.
Ihr Vater war Pfarrer in der Methodistenkirche und so wohnte die Familie an verschiedenen Orten.
Nach ihrer Ausbildung zur Pflegefachperson im Bethanien ging sie für etwa ein Jahr nach England und unterstützte eine Familie. Nach England zu gehen war ihr «geheimer» Wunsch. Deshalb absolvierte sie dort ihre zweite Ausbildung zur Hebamme
Elisabeth wollte für die Methodistenkirche arbeiten, rang aber mit der Frage, sich für den Missionsdienst zu melden. Sie schildert dies eindrücklich in ihrer Anmeldung zum Missionsdienst. Nach ihrem Entschluss liess sie keine Zweifel mehr offen, in ihrer Anmeldung stand «Missionsdienst auf Lebzeit».
Anfänglich standen aufgrund ihres Profils zwei Einsatzoptionen zur Diskussion: Sarawak in Malaysia oder Südamerika. Für Südamerika war das Einsatzgebiet noch völlig offen, Bolivien und Argentinien waren im Gespräch. Elisabeth hatte eine Vorliebe für Malaysia, war aber bereit, auch nach Südamerika zu gehen. Entschieden haben aber die verantwortlichen Personen in der Schweiz und so erfuhr Elisabeth im September 1962, dass ihr Einsatzgebiet Argentinien in der Provinz Salta sein würde.
Am 14. September 1963 stieg Elisabeth in Genua aufs Schiff. Nach einer strapaziösen Schiffsreise kam sie am 30. September 1963 in Buenos Aires an. Sie schrieb, dass das Schiff übervoll mit Menschen gewesen sei. In der Touristenklasse seien mindestens 700 Menschen gereist, darunter viele Kinder. Vielen Familien wanderten auch noch in den 60er-Jahren nach Argentinien aus. Elisabeth schilderte, wie die Menschen auf dem Schiff etappenweise essen mussten, weil zu wenig Essplätze vorhanden waren.
In einem Brief der Methodistenkirche in Argentinien an die verantwortlichen Personen in der Schweiz wurde besonders hervorgehoben, dass Elisabeth Stauffer die erste Schweizer Missionarin der Methodist Mission Society in Argentinien war. Elisabeth schilderte in einem der Briefe eindrücklich ihre ersten Erfahrungen in der südlichen Hemisphäre: Sonne und Mond standen für Menschen, die in Europa lebten, am «falschen Ort», nämlich im Norden.
Die ersten Monate in Argentinien waren geprägt vom Sprachstudium. Schon kurze Zeit nach ihrer Ankunft in Buenos Aires hatte sie die Möglichkeit, die Provinz Salta zu besuchen. In einem der ersten Briefe von schilderte sie die unmenschlichen Bedingungen, unter denen die indigene Bevölkerung auf den Zuckerrohrfarmen arbeiten mussten. Die sanitäre Situation sei unbeschreiblich. Die Methodistenkirche wollte in Zusammenarbeit mit der Anglikanischen Kirche eine Mission mit sozialer Arbeit in der Provinz Salta aufbauen. Die Grossgrundbesitzer, die in dieser Region das Sagen hatten und die nach den Worten von Elisabeth in Palästen wohnten, lehnten das Angebot ab. Auch die Anglikanische Kirche zog sich zurück. Somit wurde klar, dass der Einsatzort von Elisabeth ein anderer sein würde.
Für Elisabeth begann eine Zeit des Wartens, die sie zum intensiven Sprachstudium nutzte. Erst zwei Jahre später, Anfang 1965, konnte sie die Arbeit im neuen Spital in Castelli in der Provinz Chaco als Krankenschwester aufnehmen. Zwischenzeitlich arbeitete sie in Santa Cruz, Bolivien, bis das Projekt in der Chacos begonnen werden konnte. Ein Spital mit wenig Personal zu betreiben, war für alle Mitarbeitenden eine enorme Belastung. Es gab Zeiten, da war Elisabeth auf sich allein gestellt. Dazu kam auch das Erlernen der Toba-Sprache. Die Familie und auch die Missionsbehörde in der Schweiz waren in den Anfängen der Arbeit in Castelli besorgt, weil die Briefe immer weniger wurden. Es blieb ihr fast keine Zeit, um Briefe zu schreiben. 1968, nach fünf Jahren, kehrte sie zum ersten Heimaturlaub zurück. Bereits 1969 kehrte sie wieder nach Castelli zurück.
Im selben Jahr wurde ihr ein knapp dreijähriges Mädchen vor die Tür gelegt, um das sie sich fortan kümmerte. 1970 kamen zwei Jungen dazu. Die Mutter der beiden hatte Krebs in fortgeschrittenem Stadium und starb wenig später. Sie konnte nicht zulassen, dass die beiden Brüder nicht zusammenbleiben konnten. Der Ältere der beiden litt stark daran, dass nicht alle Geschwister zusammenbleiben konnten. Die beiden Schwestern wurden von einer anderen Krankenschwester aufgenommen. Um die beiden Buben wollte sich niemand kümmern. So kamen sie zu Elisabeth und blieben. Elisabeth setzte sich trotz enormer Widerstände im Team in Castelli, der Methodistenkirche in Argentinien und auch der Verantwortlichen in der Schweiz durch und behielt die Kinder bei sich. 1971 begann Elisabeth eine neue Arbeit in einem Gesundheitszentrum der Methodistenkirche in Don Cristobal.
1973 bekam Elisabeth grünes Licht von den Verantwortlichen aus der Schweiz und der Methodistenkirche in Argentinien, die drei Kinder Juan-José, Elsa und Jorge-Louis adoptieren zu dürfen. Später kam auch Sergio Daniel zur Familie hinzu.
1976 zog Elisabeth nach Mar del Plata und wurde von der Methodistenkirche als Direktorin des Projekts Martillo in einem von Armut geprägten Viertel der Stadt eingesetzt. Das Projekt bestand aus einem Sozialzentrum mit Kindergarten, Nachhilfeunterricht und Erwachsenenbildung. Dieser Arbeit blieb Elisabeth bis zum Pensionsalter und darüber hinaus treu. Sie wurde 92 Jahre alt. Ihr Leben ist ein wichtiges Zeugnis der Missionsgeschichte und verdeutlicht die Widerstände und Herausforderungen, die sie als alleinstehende Frau zu bewältigen hatte.
Die Stimmen aus Argentinien nach ihrem Tod sind berührend. „Eine Frau, die es wirklich verstand, das Evangelium zu leben und es mit einem Lächeln und Grosszügigkeit zu umarmen. Wir haben von ihr Zuneigung erfahren und danken ihr dafür.“
„Ich trauere um Frau Stauffer, eine Frau, die in meiner Kindheit eine Inspiration war.“
„Ich danke Gott für die Gelegenheit, die mir das Leben gegeben hat, mit der lieben Elisabeth Gemeinschaft und Glauben zu teilen. Eine Frau mit grossem Herzen, starkem Engagement und tiefem Glauben, von der ich lernen konnte und die Freude hatte, Pastorin zu sein. Möge der Herr sie für immer in seiner Liebe bewahren.“
Elisabeth Stauffer hat Spuren im Leben vieler Menschen hinterlassen. Wir sind dankbar, dass sie Teil unserer Organisation war.
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