In unserer Welt gibt es ein noch nie dagewesenes Mass an wirtschaftlicher Entwicklung, technologischen Mitteln und finanziellen Ressourcen. Trotzdem leben Millionen von Menschen in extremer Armut. Nach der Definition der Weltbank sind Menschen extrem arm, wenn sie weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben. Bei diesem Ansatz wird die Kaufkraft des US-Dollars in lokale Kaufkraft umgerechnet. Doch Armut ist viel mehr als nur ein wirtschaftliches Problem.
Menschen, die in extremer Armut leben, sind vielen Benachteiligungen ausgesetzt, die sich gegenseitig verstärken. Sie werden gehindert, sich für ihre Rechte einzusetzen und in ihrer Armut festgehalten. Benachteiligend sind gefährliche Arbeitsbedingungen, unsichere Unterkünfte und Mangel an nahrhaften Lebensmitteln aber auch ein ungleicher Zugang zur Justiz, fehlende politische Macht und eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsversorgung. Extreme Armut führt dazu, dass Menschen in ihren Rechten und ihrer Würde verletzt werden. Armut in allen Formen und überall zu beenden ist darum auch das erste Ziel der Agenda für nachhaltige Entwicklung, der sich auch die Schweiz verpflichtet fühlt.
Die Ursachen der Armut sind oft auch deren Folgen. In sehr armen Familien fehlen meistens die Zeit und die Kraft für den Schulbesuch. Armut verhindert Bildung. Umgekehrt kann Bildung aber dazu beitragen, Armut zu überwinden. Lesen und schreiben zu können eröffnet ganz neue Möglichkeiten, am Leben teilzuhaben und für die eigenen Rechte einzustehen. Davon erzählen Frauen, die an einem Alphabetisierungsprojekt in der Region Kindu im Osten der Demokratischen Republik Kongo teilnehmen.
Marie-Berthe stellt fest: «Mein Denken hat sich geöffnet. Und mein Mann behandelt mich mit Achtung und bezieht mich mit ein.» Vorher sei sie in den Augen ihres Umfelds für nichts gut gewesen. «Die Seife hat mein Mann gekauft, bei Krankheiten zahlte er. Wenn er eines Tages kein Geld hatte, blieben wir hungrig. Aber jetzt kann ich Krapfen backen und verkaufen. Ob mein Mann nun Geld hat oder nicht, ich bereite für uns Fleisch zu. Vorher konnte ich nicht aktiv zum Einkommen beitragen.»
Charlotte bekräftigt: «Ich war niedergeschlagen, dass ich jeden Tag bei anderen Hilfe suchen musste. Jetzt kann ich alles selbst, ich stehe aufrecht und leiste einen Beitrag für meine Familie und das ist das Leben.»
Die jährlich rund 50 bis 80 Projekt-Teilnehmerinnen leben in einer konfliktreichen Region. Sie müssen für den Lebensunterhalt der Familie sorgen und sind zusätzlich einem hohen Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt zu werden. Die meisten Frauen kommen aus sehr armen Verhältnissen und konnten nie eine Schule besuchen. In den Kursen lernen sie Lesen und Schreiben, aber auch Nähen, Backen und Seife herstellen, um so ein Einkommen zu generieren.
Der Bildungsweg der Frauen ist manchmal steinig. Etwa 20 bis 30% der Frauen brechen die Kurse ab. Die Anreise kann zu kompliziert oder zu teuer werden. Die Familiensituation oder eine Schwangerschaft können es unmöglich machen, überhaupt so weit zu reisen. «Doch wir möchten immer aufmerksam sein, weil das Fernbleiben auch einen Hinweis auf die psychosoziale Situation der Frau sein kann», gibt Blanchard Ayinza Boke, der das Projekt koordiniert, zu bedenken. Zurzeit wird darüber nachgedacht, das Programm geografisch auszuweiten. So könnten noch viel mehr Frauen profitieren.
Nicole Gutknecht, Connexio develop / Quellen: Bericht von Blanchard Ayinza Boke, Foto: Jean-Paul Dietrich
Weitere Quellen:
Vereinigte Nationen
Europarat
Forum on Overcoming Extrem Poverty
Der Welttag zur Überwindung der Armut geht auf eine Initiative des Priesters Joseph Wresinski und 100 000 weiterer Personen zurück, die sich am 17. Oktober 1987 auf dem Trocadero-Platz in Paris versammelten, um ihr „Nein“ zu extremer Armut zum Ausdruck zu bringen und die Menschheit dazu aufzurufen, sich gemeinsam für die Menschenrechte einzusetzen. Seit 1992 wird der Welttag jedes Jahr am 17. Oktober begangen.
Die Schweizer Politik will die Beiträge für die Entwicklungszusammenarbeit massiv kürzen.
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