Corinna Bütikofer ist Programmverantwortliche bei Connexio hope and develop. Sie besuchte das Land im November 2024. Im Interview erzählt sie, wie die Frauen Vertrauen zueinander aufbauen und warum der Friede fragil und verletzlich bleibt.
Also, das ist nur Show (lacht). Eine Frau drückte mir eine Hacke in die Hand und dann lachten sie und sagten: kommt, wir hacken jetzt alle! Wir hatten Freude zusammen, da war eine Verbindung von Frau zu Frau, ich gehörte dazu. Und: es ist harte Arbeit, harter Boden, keine lockere Gartenerde. Und das bei starker Sonne und Hitze.
Diese ist eine von vier Gruppen im Projekt. Die Frauen kommen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die sich oft feindlich gegenüberstehen. Vor eineinhalb Jahren waren sie sich noch fremd, sie hatten Hemmungen. Jetzt besuchen sie sich gegenseitig. Sie helfen einander auch auf den privaten Feldern, weil man so schneller vorankommt. Aus einer zusammengewürfelten Gruppe ist eine richtige Gemeinschaft entstanden. Sie haben etwas zusammen erreicht und sind stolz auf ihre Gruppe. Sie konnten Vorurteile abbauen.
Sie bauen Süsskartoffeln und Auberginen an, das haben sie zusammen so entschieden. Sie ernten zusammen. Einen Teil behalten sie für sich, einen Teil verkaufen sie. Und ein Teil geht als Reserve in das Projekt. Sie lernen auch etwas über Ökologie. Sie zahlen Kredite bei der Spargruppe ein und nutzen diese. Dazu kommt: die Frauen lernen voneinander, sie ergänzen sich. Sie trauen sich zu reden. Sie sind gleichberechtigt, doch es gibt eine Gruppenleitung.
Ein Grund ist sicher die Perspektive auf Veränderung und Verbesserung. Viele der Frauen können nicht lesen oder schreiben. Sie werden sorgfältig ausgewählt und informiert. Sie haben auch einen Versuchstag, um zu sehen, ob es passt.
Eine Frau sagte, wenn es in Uvira Konflikte gibt, weiss sie jetzt, dass sie bei der Familie einer Frau einer anderen Ethnie Schutz finden wird. Das gibt ihr ein Sicherheitsgefühl. Die konstruierten Feindschaften werden aufgelöst. Oder eine Frau aus einer Ethnie, die nicht so hoch angesehen ist, sollte die Gruppe leiten. Sie war sehr ruhig und traute sich kaum, etwas zu sagen. Jetzt leitet sie selbstbewusst, sie lacht und alle finden: mach du weiter als Leiterin! Es ist beeindruckend zu sehen, was die Frauen unter sehr widrigen Umständen erreichen können. Wie sie Veränderung schaffen, die für sie spürbar ist und sie stolz macht. Bis jetzt gibt es keine Konflikte, die sich nicht lösen lassen würden.
Es war der Wunsch von Bischof Unda, ein Projekt für die friedliche Koexistenz zu fördern. Das heisst nicht Friede, Freude, Eierkuchen, aber dass man nebeneinander leben kann. Dieses Projekt hat überzeugt. Es ist immer wieder der Situation angepasst worden und hat sich gut weiterentwickelt.
Für die internationale Ebene gilt: Solange Staaten vom Krieg im Ost-Kongo profitieren, weil sie so leichter die Ressourcen ausbeuten können, kann es keinen Frieden geben. Dazu kommt die strukturelle weltweite Ungerechtigkeit. Wir können in der Schweiz nicht so gut leben, ohne dass es andern schlecht geht. Vor Ort braucht es ein Bewusstsein, aufeinander zuzugehen. Und die Eliten, national und regional, müssten Machtspiele sein lassen. Der Friede ist sehr fragil und verletzlich. Sie können im Projekt noch so gut arbeiten. In Kürze kann alles kaputt gemacht werden.
Ja, genau.
Ich begleite das Projekt, das heisst, ich versuche, es zu verstehen. Wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich. Fragen helfen manchmal, Dinge auf den Punkt zu bringen oder zu sehen, die man noch nicht weiss. Und ich übersetze, was sie tun und wie sie es tun und sich engagieren, in die Sprache der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit.
Dass das Friedens-Pflänzchen nicht von einem Bulldozer überrannt wird. Veränderte Machtverhältnisse weltweit können negative Auswirkungen haben und das Projekt ganz rasch zerstören. Im globalen Norden und Süden sieht es nicht rosig aus. Ich wünsche dem Projekt, dass es eine Insel der Hoffnung bleiben kann für die Frauen.
Leider verschlechterte sich Ende Januar die Situation in der DR Kongo dramatisch.
Die Rebellengruppe M23 ist nach Goma, dem wichtigsten Zentrum in Nord-Kivu in Ostkongo, marschiert und hat die Stadt eingenommen. Die M23 wird von ruandischen Soldaten unterstützt. Es wird vermutet, dass die M23 von ruandischen Soldaten unterstützt wird. Sehr viele Menschen sind auf der Flucht.
Blanchard Ayinza Boke, Projektkoordinator in Kinshasa, berichtete am 29. Januar, dass in Kinshasa die Leute auf der Strasse protestierten. Die Wut richte sich vor allem gegen Botschaften und Konsulate, deren Regierungen Ruanda unterstützten, meint er.
In Uvira, in Süd-Kivu, wo das Friedensförderungsprojekt ist, ist es im Moment ruhig und die Menschen hoffen, dass die bewaffneten Gruppen nicht in die Region Süd-Kivu einmarschieren. Blanchard Ayinza Boke ist mit dem Projektteam und den Menschen in Uvira und Goma in Kontakt. Es sei zurzeit nicht voraussehbar, wie sich die Situation entwickle.
Das Friedensförderungssprojekt
Im Osten der DR Kongo ist die Bevölkerung seit Jahrzehnten Gewalt und dem Terror bewaffneter Gruppen ausgesetzt. Die Ursachen der Konflikte haben mit dem Kolonialismus, dem Genozid in Ruanda, den Fluchtbewegungen und der Lage in den angrenzenden Ländern (Burundi, Ruanda und Uganda) zu tun. Auch der begrenzte Zugang zu Ressourcen spielt eine Rolle und eine Politik, die die Bevölkerung zugunsten der jeweiligen Machtblöcke instrumentalisiert.
Im Friedensförderungsprojekt der Methodistenkirche in Süd-Kivu setzen sich Menschen aus den verschiedenen Gruppen beharrlich für eine friedliche Koexistenz ein: Mit Sketches, mit Radiobotschaften gegen Hass, mit Seminaren, oder indem sie gemeinsam Felder bebauen.
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