Bei Waldbränden sind nicht nur Pflanzen und Tiere, und somit die Artenvielfalt, sind bedroht. Ein grosses Problem ist vor allem die Luftverschmutzung. Grossstädte wie Santa Cruz und La Paz, aber auch weite ländliche Gebiete haben über die letzten Monate immer wieder sehr schlechte Luftqualität gemessen. Sowohl in Santa Cruz wie in La Paz war das Einatmen der Luft zu verschiedenen Zeitpunkten so schädlich, dass Präsenzunterricht an Schulen und Universitäten nicht möglich war. Bolivien befindet sich dazu seit längerem in einer sich stetig zuspitzenden Wirtschaftskrise, welche durch die wirtschaftlichen Verluste der Waldbrände weiter verschlimmert wird.
Eine grosse Kontroverse in Bolivien ist, zu welchem Grad menschlicher Einfluss für die Feuer verantwortlich gemacht werden kann. Die unüblich heftige und lange Trockenzeit ist ein wichtiger Faktor. Aber auch die Praktik des „chaqueo“ – des Auslösens kleiner Brände auf Feldern, um diese für eine neue Bestellung bereitzumachen – hat zur Katastrophe geführt. Solche Brandrodungen geraten im trocken-heissen Klima schnell ausser Kontrolle und gehen auf Waldgebiete über. Allerdings ist man sich in der Politik des Landes uneinig, ob dies wirklich als Auslöser angesehen werden sollte. Die regierende MAS-Partei sieht das gute Verhältnis zu Kleinbauern als wichtige Stütze ihrer Legitimität und ist deshalb sehr zurückhaltend mit Kritik. Dass man nur ungern über die Waldbrände als eine nationale Katastrophe mit komplexen Ursachen und Verantwortungen spricht, sieht man auch daran, dass erst im September und nach langen Protestaktionen der nationale Notstand ausgerufen wurde.
In dieser politisch festgefahrenen Situation versuchen Netzwerke zivilgesellschaftlicher Organisationen, die Waldbrände als Thema im Gespräch zu halten. Durch Protestaktionen, Ausstellungen, Konzerte oder Podiumsdiskussionen wird vor allem aufgezeigt, dass wir Menschen eine Mitverantwortung tragen. Nur unser entschiedenes Handeln kann zu einer Reduktion der Brände in den kommenden Jahren führen. Das Filmfestival für Menschenrechte Bajo Nuestra Piel (BNP) ist seit diesem Jahr eine unserer Partnerorganisationen in Bolivien. In einem von Connexio develop kurzfristig finanzierten Projekt führt BNP sowohl in Städten wie in ländlichen Gemeinden Filmvorführungen und Diskussionen zum Thema durch. Belén Dávalos von BNP denkt, dass vor allem der Blick in die Zukunft wichtig ist:
„Umweltkatastrophen wie diese sind in unserem Land jedes Jahr eine Realität und werden immer schwerwiegender. Deshalb ist es unerlässlich, Informations- und Sensibilisierungsaktionen durchzuführen. Ich glaube, dass die bolivianische Bevölkerung durch die Kraft des Kinos mobilisiert und motiviert werden kann, um eine angemessene politische Aufmerksamkeit für die Notlage zu fordern. Wir setzen dabei gerade auch auf die große Offenheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen.“
Bélen sieht das Projekt demnach auch als einen Beitrag an die längerfristige Aufgabe, die Augen der bolivianischen Gesellschaft für Fragen der Umwelt und Konservation zu öffnen. Deshalb engagiert sich BNP nicht allein im Projekt, sondern in Zusammenarbeit mit einem landesweiten Netzwerk ähnlich denkender Organisationen.
„Auf diese Weise soll eine informierte, bewusste und engagierte Gesellschaft entstehen, die sich für den Erhalt und die Pflege des bolivianischen Amazonas einsetzt.“
Text und Foto: Roman Gnägi, Connexio develop
Connexio develop unterstützt das Bajo Nuestra Piel, da die Ziele des Festivals mit dem Ziel 16 der Nachhaltigkeitsziele übereinstimmen: »Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen».
Das Festival findet ganzjährig statt und macht in jedem der sechs Departementos in Bolivien halt. Ziel ist es, nicht nur Filme zu zeigen sondern auch Raum für einen Dialog zwischen den Zuschauer:innen zu schaffen, um die Themen und Fragen der Kurz-, Spiel-, Dokumentar- und Spielfilme zu diskutieren.
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