Connexio Mission Talk: Kirche sein vernetzt mit anderen

Am ersten «Connexio Mission Talk» am Abend des 2. Dezember ging es um die Arbeit der methodistischen Kirche in Rumänien. Auch der überraschende Ausgang des ersten Wahlgangs der Präsidentschaftswahlen war ein wichtiges Thema des Gesprächs.

 

Urs Schweizer, Assistent des für die Länder in Mittel- und Südeuropa zuständigen Bischofs Stefan Zürcher, hatte als Host des ersten »Connexio Mission Talk» zum Zoom-Meeting am Abend des 2. Dezember eingeladen. Er ist zugleich für Connexio develop und Connexio hope die Verbindungsperson für die Arbeit im östlichen Mitteleuropa und auf dem Balkan.

Als Gäste waren Sarah Putman und Rares Calugar aus Rumänien mit dabei. Die US-Amerikanerin Sarah Putman arbeitet als Missionarin in der methodistischen Kirche in Rumänien und koordiniert unter anderem die Arbeit für die ukrainischen Flüchtlinge. Rares Calugar ist Pfarrer und Superintendent der methodistischen Kirche in Rumänien.

Nicht als Kirche anerkannt

Zahlenmässig ist die methodistische Kirche in Rumänien klein. Die kirchliche Arbeit wird getragen durch Kirchgemeinden in Cluj-Napoca, Micești, Comșești und Sibiu sowie seit Kurzem durch mehrere Kirchgemeinden mit ungarisch-sprachigen Roma an der Grenze zum westlichen Nachbarland.

«Wir sind keine anerkannte Kirche in Rumänien», sagte Rares Calugar im Gespräch. Rechtlich sei die methodistische Kirche in Rumänien eine Nichtregierungsorganisation. «Nur die Kirchen, die bereits vor 1989 da waren, sind anerkannt.» Die methodistische Kir-che ist jedoch erst 2011 entstanden.

Sein Ziel ist es daher auch, die Zahl von 300 Kirchengliedern zu erreichen. Dann könnte die Kirche als religiöse Gemeinschaft anerkannt werden. «Ich hoffe, dass wir Ende des kommenden Jahres so weit sein werden. Dann können wir das Geistliche rechtlich vom Sozialen trennen und eine entsprechende Struktur für die Kirche entwickeln.»

Vernetzt grosse Wirkung entfalten

Gemessen an der Anzahl der zu ihr gehörenden Menschen ist das Engagement der methodistischen Kirche enorm gross. Wirksam sind die Methodist:innen in Rumänien vor allem dadurch, dass sie sich ohne Berührungsängste mit anderen Organisationen und Kirchen vernetzen. «Wir arbeiten auch mit solchen zusammen, die nicht so denken wie wir. Manche identifizieren sich nicht als Christinnen und Christen. Aber sie tun gute Dinge», sagte Rares Calugar.

Die Teilnehmer:innen beim «Connexio Mission Talk» bekamen einen kleinen Einblick in das weit gespannte Netzwerk. «Wir haben viele Beziehungen zu anderen Kirchen, aber auch zu anderen NGO», sagte Sarah Putman. «Wir verbinden uns mit Leuten, die sich in unterschiedlichen Diensten spezialisieren.»

Zusammenarbeiten mit Fachleuten

Die Methodist:innen arbeiten zum Beispiel mit einer Organisation zusammen, die Frauen begleitet, die zu einer Krebsbehandlung nach Cluj-Napoca kommen. Sie engagieren sich für Waisen, bieten Hilfe bei der Traumabewältigung an, sind unter den Roma aktiv. Und sie unterstützen auf vielseitige Weise ukrainische Flüchtlinge.

Zu ihrem Netzwerk gehören medizinische, psychologische und pädagogische Fachpersonen. Für ihre Arbeit beantragen sie Gelder bei der EU und der UN. Doch nicht zuletzt für die Arbeit mit den Urkainer:innen ist das methodistische Netzwerk von entscheidender Bedeutung.

Getragen im methodistischen Netzwerk

«In Rumänien findet man keine Unterstützung mehr für die Arbeit mit ukrainischen Flüchtlingen», sagte Rares Calugar im Gespräch. Das Geld hierfür komme von ausserhalb. Rund 70% der nötigen Finanzmittel stamme aus methodistischen Kirchen. «Auch deshalb bin ich so stolz, Teil dieses methodistischen Netzwerks zu sein.»

Der Krieg in der Ukraine und die Arbeit mit den Geflüchteten kam im «Connexio Mission Talk» ausführlicher zur Sprache. «Die Bedürfnisse der Ukrainerinnen und Ukrainer haben sich stark geändert», berichtete Sarah Putman. Ursprünglich seien die Grundbedürfnisse wie Essen, Kleider, Unterkunft im Vordergrund gestanden. «Wir halfen ihnen zu bekommen, was sie brauchten, oder dahin zu gehen, wohin sie wollten.»

Arbeit mit Geflüchteten hat sich verändert

Doch inzwischen dauert der Krieg über 1000 Tage lang an. «Nun fragen sich die Leute immer mehr: ‹Was, wenn ich immer hier bleiben muss? ›Daher gehe es jetzt darum, die Sprache zu lernen, einen Job zu finden oder eine Wohnung. «Sie müssen jetzt in Rumänien eine neue Existenz aufbauen», ergänzte Rares Calugar. «Wir unterstützen sie darin, selbständig zu werden und von uns unabhängig.»

Der lange Schatten der Wahlen

«Wie wird das Ergebnis der Präsidentschaftswahl die Arbeit der methodistischen Kirche in Rumänien beeinflussen?», fragte Urs Schweizer. «Im Moment ist alles sehr verwirrend und beängstigend», antwortete Rares Calugar. Es sei nicht abzuschätzen, wer die Stichwahl gewinne. Auch welche Koalition sich bilden werde, um das Land künftig zu regie-ren, sei noch völlig unklar.

Als «Alptraum» bezeichnete Rares Calugar die Möglichkeit, dass ein Gesetz ähnlich wie in Georgien auf den Weg gebracht würde, das es verbietet, Gelder aus dem Ausland anzunehmen. «Wir könnten nicht mehr mit Organisationen aus der EU in Verbindung sein und die Möglichkeiten nutzen, die wir jetzt haben.»

Zugleich räumte er ein: «Das sind die extremen Varianten. Ich denke und hoffe jedoch, dass das nicht eintreffen wird.» Doch im Moment sei alles offen. «Diese Woche ist wirklich sehr entscheidend für uns. Betet für uns, dass Gott hier wirkt in all diesen Fragen!»

Ein gelungener Auftakt

Der erste «Connexio Mission Talk» vermittelte den Teilnehmer:innen Einblicke in eine glaubwürdige und ermutigende kirchliche Arbeit. Herausforderungen und vor allem die durch die politische Situation ausgelöste Verunsicherung waren ebenso greifbar. Zu hören, wie die methodistische Kirche in Rumänien mit anderen zusammen Kirche ist und so nahe an den brennenden Herausforderungen ihrer Gesellschaft lebt, war inspirierend.

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Beitragsbild: Urs Schweizer im Gespräch mit Sarah Putman und Rares Calugar

Text: Sigmar Friedrich, Kommunikation EMK

 «Connexio Mission Talk»

Dass Personen aus Partnerländern von Connexio hope und develop in methodistischen Kirchgemeinden zu Gast sind, ist längst zur Tradition geworden. Mit einem neuen Format, den «Connexio Mission Talks», gibt es nun die Möglichkeit, diese Gäste zu sich nach Hause einzuladen – ganz einfach, indem Interessierte über ihren Computer an einem rund einstündigen ZOOM-Gespräch teilnehmen.
Ziel dieser «Connexio Mission Talks» ist es, in direkten Kontakt mit Personen aus den Partnerkirchen zu kommen, von ihnen zu hören, was sie beschäftigt, und die gemeinsa-me Verbundenheit zu stärken.

 Nächster Talk im Februar

Ein weiterer «Connexio Mission Talk» ist für Februar 2025 geplant, ein genaues Datum steht noch nicht fest. Aber das Thema. Urs Schweizer wird ungarische Methodist:innen die Frage stellen: Mit welchem Ziel haben die Methodist:innen in Ungarn zwei Schulen mit über 1000 jungen Menschen übernommen?
Interessierte können sich per E-Mail bei Urs Schweizer melden und erhalten, wenn Datum und Zeit feststehen, die Informationen zugesandt

Unterstützen Sie die Arbeit in Rumänien

Connexio develop unterstützt die Arbeit in Rumänien auf zweifache Weise:

Einerseits durch das Projekt «Sozial-diakonische Arbeit für marginalisierte Bevölke-rungsgruppen» (Projektnummer: 20040). Weitere Informationen finden Sie im Projektbeschrieb.

Die Arbeit mit  Geflüchteten aus der Ukraine wird über die Nothilfesammlung unterstützt.

Spenden Sie mit dem Vermerk: Nothilfe Ukraine

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