« Jetzt findet meine Familie meinen christlichen Glauben richtig gut! »
12. Februar 2024
Sokleap Hou und Sony Chork studieren Theologie an der methodistischen Bibelschule in Phnom Penh in Kambodscha. Sie erzählen von ihren Lieblingsfächern, der Nervosität vor dem Predigen und was sie für sich persönlich lernen.
Was von dem, was ihr gerade lernt, fasziniert euch?
Sony: Mir ist besonders wichtig, als Pfarrerin Menschen zu begleiten und zu beraten. Ich lerne, wie wir für die alten und kranken Menschen sorgen können und wie wir Menschen in ihrem persönlichen Glauben unterstützen. Wir lernen auch gerade, wie John Wesley Erlösung und persönliche Heiligung versteht.
Sokleap: Mein Lieblingsfach ist die Kirchengeschichte; wie die Kirche entstand und was sie prägte. Dazu gehört auch, den Glauben tiefer zu verstehen oder sich bewusst zu sein, welche Fehler von der Kirche gemacht wurden. Mich faszinieren der historische Kontext und die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Hintergründe der biblischen Texte. Auch Archäologie finde ich spannend.
Und was mögt ihr nicht so?
Sony: Die Computerkurse fordern mich heraus, die Technik führt manchmal zu Frustration.
Sokleap: Musik liegt mir nicht; ich kann mir die Melodien und Texte nicht gut merken.
Warum habt ihr euch entschlossen, an der Bibelschule zu studieren und was bedeutet dies für euch?
Sokleap: Ich glaube, dass es Gottes Plan ist und er mich dazu beruft. Wir üben, Gottes Wort tiefer zu verstehen und unsern Glauben überzeugt zu leben. Ich komme aus einer armen Familie und wurde in der Schule diskriminiert. Ich fühlte mich isoliert und nicht unterstützt, das machte meine Ausbildung schwierig. Doch ich habe Gott vertraut und mein Bestes gegeben. Ich bin dankbar, dass ein Sponsor aus Australien mir ermöglicht, die Bibelschule zu machen. Am Anfang war es etwas schwierig, meine Zeit gut einzuteilen und mich an die strengen Schulregeln zu gewöhnen. Auch das Zusammenleben mit Schulkollegen, die unterschiedliche Gewohnheiten haben, fand ich herausfordernd. Aber ich habe für mich vieles dazugelernt.
Sony: Ich fühle mich von Gott berufen und habe eine Leidenschaft, seine gute Botschaft weiterzugeben. Die Bibelschule ist enorm wertvoll für mich. Ich bin noch jung im christlichen Glauben und vertiefe ihn hier. Am Anfang hat die Stadt mir Angst gemacht; alles war so lärmig. Jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Schwierig war auch, dass meine Familie buddhistisch lebt, während ich mich Gott zuwandte. Doch sie versuchten, meine Sicht zu verstehen und unsere Beziehung wurde besser. Ich wurde respektvoller und fürsorglicher ihnen gegenüber und jetzt finden sie meinen christlichen Glauben richtig gut. Theologie studieren heisst, sich in komplexe Konzepte hineinzudenken, religiöse Texte interpretieren, kritisches Denken üben und ethische Dilemmas wahrzunehmen. Und in allem den persönlichen Glauben mit den akademischen Studien in Einklang zu bringen.
Ihr verbringt regelmässig die Wochenenden in den Gemeinden. Worüber habt ihr zuletzt gepredigt?
Sokleap: Gott ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Dieser Vers inspiriert mich, in meinem Dienst mutig zu sein und unerschütterliches Vertrauen zu Gott zu haben.
Sony: Alle Rede Gottes ist lauter. Er ist ein Schild denen, die bei ihm sich bergen. Ich betonte, dass Gott verlässlich ist und dass wir bei ihm Zuflucht finden.
Ihr seid jung und noch am Lernen. Wie ist es für euch zu predigen – fühlt ihr euch akzeptiert von den Gemeinden oder braucht das noch etwas Zeit?
Sony: Ich bin gerne in den Gemeinden und lerne viel. Sonntagsschule geben oder predigen erfüllt mich, obschon ich als junge Frau oft nervös bin. Mir hilft es, dass ein Pfarrer mir beiseite steht. Ich habe aber auch gelernt, dass Geduld, dranbleiben und wirkungsvolle Botschaften dazu beitragen, in den Gemeinden Akzeptanz und Respekt zu bekommen.
Sokleap: Ich habe als junger Pfarrer viele Emotionen, wenn ich vor der Gemeinde stehe: Aufregung, Leidenschaft und manchmal auch Nervosität. Um meine Furcht zu überwinden, erinnere ich mich immer wieder daran, dass die Wirkung einer Predigt nicht nur vom Alter abhängig ist. Gott kann durch Menschen jeden Alters wirken und ihre einzigartige Perspektive brauchen, um Herzen zu berühren.
Socheata Chap/ Nicole Gutknecht
Bild: Sokleap Hou (l-) und Sony Chork (r.) beim Studieren (Foto: Socheata Chap)