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Erstmals kongolesischer Länderkoordinator für die Demokratische Republik Kongo

4. Dezember 2023

Jean-Paul Dietrich hat während sechseinhalb Jahren die Projekte von Connexio hope und Connexio develop im Kongo koordiniert. Am 1. Dezember hat Blanchard Ayinza Boke seine Aufgaben übernommen. Die beiden erzählen, was sie für ihre Arbeit motiviert, was sie einander wünschen und warum für sie die Farbe Blau zum Land gehört.

Jean-Paul, du hast Verantwortliche für Spitäler, ein Alphabetisierungs- und ein Friedensprojekt begleitet. Du warst mit vier Bischöfen und vielen Menschen im Gespräch. Wenn du auf deinen Einsatz zurückblickst: Was ist gut gelungen und was war schön?

Aufwendig, aber insgesamt befriedigend im Ergebnis war die Renovation des Spitals Samuteb Memorial. Es ist eine wichtige Gesundheitseinrichtung mit bis zu 200 Betten in einem ländlichen, sehr abgelegenen Gebiet. Was mich in meiner Zeit hier beeindruckte, ist die Lebenseinstellung der Mehrzahl armer Menschen in diesem Land und ihr Wohlwollen mir gegenüber.

 

Ihre Spende hilft
Connexio hope und Connexio develop sind die Organisationen für kirchliche Zusammenarbeit und Entwicklungszusammenarbeit der Methodist:innen in der Schweiz. Sie unterstützen Projekte in vier kongolesischen Diözesen finanziell und mit dem Einsatz des Koordinators Blanchard Ayinza Boke.
Kirchliche Projekte: Connexio hope, Zürich, CH09 0900 0000 1574 7657 4 mit Vermerk «DR Kongo»
Entwicklungsprojekte: Connexio develop, Zürich, CH44 0900 0000 1574 7157 9 mit Vermerk «DR Kongo»

Die Demokratische Republik Kongo ist ein Land, das politisch und wirtschaftlich in grossen Schwierigkeiten steckt. Was war für dich herausfordernd?

Ich kannte die Verhältnisse bereits aus meinem früheren Einsatz mit den Vereinten Nationen und war deshalb mit der Situation recht gut vertraut. Neu waren für mich die Projektbesuche in sehr schwer erreichbaren Gebieten und den damit verbundenen Problemen, etwa, wenn man mitten in der Nacht in einer grossen Wasserpfütze stecken blieb und sich freischaufeln musste.

Du bist eine lange Zeit geblieben, was hat dich motiviert, nicht aufzugeben?

Ich habe mich hier sehr zuhause gefühlt und habe die gelegentlichen Misstöne und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Projekte durch unsere kirchlichen Partner gut wegstecken können.

Nun nimmst du Abschied, was wünschst du den Menschen hier? Und was gibst du deinem Nachfolger Blanchard mit auf den Weg?

Mit grosser Dankbarkeit, Demut und einer Spur Traurigkeit verlasse ich nun das afrikanische Umfeld. Ich wünsche den Menschen, dass sie die Hoffnung auf eine bessere Entwicklung nicht aufgeben, sich aktiv daran beteiligen und natürlich Frieden untereinander. Blanchard kennt die Herausforderungen mit kirchlichen, oft wenig qualifizierten Personen in den Projekten aus früherer Berufserfahrung. Es braucht viel Geduld, aber auch eine gewisse Strenge – die ich vielleicht etwas übertrieben habe.

Zu den Personen
Jean-Paul Dietrich (68)
hat u.a. auch für die Eidgenossenschaft und die UNO gearbeitet und wird ab Mitte Dezember wieder in Richtung Fribourg ziehen.
Blanchard Ayinza Boke (51)
lebt in Kinshasa, führt ein eigenes Beratungsbüro und hat schon für ein anderes Schweizer Hilfswerk gearbeitet. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Blanchard, Jean-Paul reist bald in die Schweiz zurück, was möchtest du ihm noch sagen?

Jean-Paul, danke vielmal für deinen professionellen Einsatz. Du wirst mir fehlen mit deiner Menschlichkeit und der Austausch mit dir ist sehr interessant. Die Türen in unserem Land bleiben für dich weit offen und es gibt viele Menschen, die sehr gute Erinnerungen an dich bewahren.

Du hast am 1. Dezember die Verantwortung als Koordinator übernommen. Was motiviert dich?

Ich möchte mit meiner Erfahrung und meinen Stärken die Situation gefährdeter Menschen verbessern. Und ich möchte den Partnern von Connexio Möglichkeiten aufzeigen, den Wert ihrer Arbeit zu sehen und ihre Stärken weiterzuentwickeln. Wenn ich daran denke, ist mein Herz voller Freude.

Unsere Partner haben mit dir nun neu einen Landsmann als Koordinator. Wo siehst du die Vorteile und allenfalls Nachteile?

Das müssten die Partner selbst beantworten. Ich würde denken, dass die kulturelle und soziale Nähe ein Vorteil ist. Sie hilft zu einer besseren Kommunikation, die auch die Sensibilitäten und Subtilitäten berücksichtigt. Die Vertrautheit mit der Kultur kann auch für blinde Flecken sorgen. Das sehe ich aber eher als Risiko, nicht als Nachteil.

Wo siehst du die Herausforderungen, aber auch die Stärken der Menschen im Kongo. Worauf kannst du aufbauen?

Sehr herausfordernd ist das tiefe Niveau in der Bildung. Wir haben viele Ressourcen im Land, aber die Menschen konnten sich nicht die Kompetenzen erarbeiten, sie zu nutzen. Armut, Unsicherheit und zunehmende Gewalt sind weitere Schwierigkeiten. Als Stärken sehe ich Resilienz, Mut und der Wille, den Lauf der Geschichte und des Lebens zu ändern. Das kongolesische Volk hat, so würde ich sagen, eine der schwierigsten und gewaltsamsten Geschichten der Welt. Aber die Menschen bauen immer wieder neu auf, wenn alles zerstört ist. Werte wie Solidarität, Hilfsbereitschaft, Teilen und auch der Glaube sind weitere Kräfte, auf denen man aufbauen kann.

Landkarte Demokratische Republik Kongo

Nicole Gutknecht, Connexio develop
Beitragsbild: Gemeinsam unterwegs auf Projektbesuch: für Jean-Paul Dietrich (l.) ein Abschied, für Blanchard Ayinza Boke ein Einstieg. (Foto: zVg, privat)

Kurz gefragt
Koordinator sein, heisst für mich…
Jean-Paul: Zuhören, den Kontext verstehen und zur guten Umsetzung unserer Projekte beizutragen.
Blanchard: …das Verständnis zwischen Connexio und den kongolesischen Partnern fördern und deren Zusammenarbeit erleichtern.
Leben im Kongo heisst für mich…
Blanchard: Ein Zeichen und ein Kanal der Hoffnung sein für verletzliche Personen und solche, die den guten Willen haben, etwas zu ändern.
Jean-Paul: Lebendigkeit, etwas Chaos, viele Überraschungen, zahleiche Menschen, die man geschätzt und ins Herz geschlossen hat.
Wenn der Kongo eine Farbe hätte, wäre dies für mich…
Blanchard: … blau, denn mit Connexio und den Partnern werden wir durch unsere Projektarbeit eine Ruhe bringen und Freude.
Jean-Paul: … blau, weil der Horizont das besondere Hellblau nur in Afrika so wiedergeben kann.