Elf Meter Nächstenliebe
10. August 2023
Ende Juli 2023 sorgten Hagel, sintflutartige Regenfälle und ein starker Sturm für gewaltige Schäden im nördlichen Teil Serbiens. Es kam zu Überschwemmungen und das Verkehrsnetz brach zusammen.
Das Unwetter entwurzelte Bäume und zerstörte Dächer, Fenster und Wände teilweise oder ganz. Die Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche in Šid war ebenfalls betroffen.
Die Gemeindemitglieder beliessen es aber nicht dabei, die am eigenen Kirchengebäude entstandenen Schäden zu beheben. Sie schauten auch nach den Anderen.
Sofortige Heimkehr
«Ich war gerade in Wien und gleich, als ich die Nachricht über die Schäden gehört hatte, fuhr ich um 22.00 Uhr zurück nach Šid, wo ich um 04.00 Uhr morgens ankam», sagte Vladimir Fazekaš, Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Šid. Zerstörte Ziegel lagen neben dem Kirchengebäude und das Wasser, das eingetreten war, hatte nicht nur die Wände in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch den Boden des kleinen Saals zerstört.
Erstmal muss eine Leiter her
Um überhaupt auf das Dach steigen und die Schäden reparieren zu können, kauften die Verantwortlichen eine elf Meter lange Leiter. Zwei Tage waren Pastor Fazekaš und vier Männer der Gemeinde mit Dachdecker-Arbeiten beschäftigt und stellten so sicher, dass weitere Regengüsse nicht noch mehr Schaden anrichten. Sie dachten aber nicht nur an sich, sondern stiegen mithilfe der neuen Leiter auch auf die Dächer weiterer Häuser.
Füreinander Sorge tragen
Acht Familien hatten sich bei Pastor Fazekaš gemeldet, vier aus der Gemeinde, vier weitere aus der Nachbarschaft. «Das waren Menschen, die niemanden hatten, der ihnen helfen konnte; hoffnungslose Menschen, die Hilfe benötigten», so Pastor Fazekaš. Bei einem Haus war ein Baum auf das Dach gestürzt; bei einem anderen Haus mussten sie einen halb entwurzelter Baum fällen, um zu verhindern, dass er bei einem nächsten Sturm die gleich nebenan durchführende Stromleitung kappt. Frauen aus der Gemeinde verstärkten die Hilfe, indem sie während der Hilfseinsätze Mahlzeiten kochten und die durch das Unwetter und seine Folgen zusammengefügte Gemeinschaft versorgten.
Weitere Gemeinde in Not
Auch die Evangelisch-methodistische Kirche in Vrbas verzeichnete grössere Schäden – einerseits am Dach, wobei sie die notwendigen Dachdeckerarbeiten mit eigenen Kräften erledigen konnten. Gewaltige Hagelkörner schlugen aber auch acht Fenster ein und die Fassade sowie ein Vordach sind ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Der Blick in die Zukunft
Ob die Stadt Vrbas die Behebung der Schäden finanziell unterstützt, ist noch unsicher. Auf die Solidarität von Connexio develop sowie der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz können die Unwetterbetroffenen der EMK in Serbien aber zählen.
Der Klimawandel geht weiter und die Unwetter werden in Zukunft heftiger und vor allem stetiger. Die Gemeinden in Serbien sind daher auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
Um nicht nur ihren Mitgliedern, sondern auch den Nachbar:innen zu helfen.
Quelle: Vladimir Fazekaš, Šid / Dragan Trajčevski, Vrbas / Urs Schweizer, Assistent des Bischofs, Zürich
Beitragsbild: Erstmal rauf aufs Dach (Foto: Vladimir Fazekaš)