Albanien mit allen Sinnen erkunden
3. Mai 2023
Eine Reisegruppe von 22 Personen hat vom 7.-17. April Albanien besucht. Sie hat Schnee berührt, liess sich zum Volkstanz bewegen, probierte sich durch die albanische Küche und hat mit Student:innen über oft fehlende Perspektiven gesprochen.
Vorbereitet und geleitet wurde die Reise von Aurel und Isabelle Isufi sowie von Ursula und Daniel Hänni. Sie taten dies im Auftrag von Connexio hope, der Organisation für kirchliche Zusammenarbeit der Methodist:innen in der Schweiz, und mit Hilfe des Reisebüros Albanienreisen.
Die Teilnehmer:innen feierten Karfreitag in der methodistischen Gemeinde in Tirana und Ostern in Pogradez mit gemeinsamem Nachtessen, Singen und Tanzen. Sie wanderten durch unberührte Landschaften, besuchten die Ausgrabungsstätte in Butrint und staunten über die «Freie Ukraine»-Strasse in Tirana.
Tiefblaues Meer
Ein Höhepunkt der Reise war die fünfstündige Wanderung im Llogara Nationalpark mit dem Aufstieg von rund 600 Höhenmetern zur Passhöhe. Vom 14-jährigen Ruben bis zur 78-jährigen Ruth haben das alle bravourös gemeistert! Oben wehte ein eisiger Wind, doch die Gruppe wurde mit einer atemberaubend schönen Sicht auf das tiefblaue Meer belohnt.
Wechselvolle Geschichte
Albanien hat eine spannende und oft auch leidvolle Geschichte. Da gibt es Illyrier, Griechen, das Römische und das Osmanische Reich. 1912 erreichte Albanien die Unabhängigkeit. Nach den beiden Weltkriegen wurde das Land kommunistisch und war unter Enver Hoxha bis 1991 teilweise völlig isoliert. Religion war verboten. Wer zu einer Familie gehörte, die früher Land besessen hatte, wurde diskriminiert. Zwangsarbeit drohte und die Geheimpolizei war sehr aktiv. Die Aufarbeitung beginnt erst langsam.
Zuflucht geboten
Mit einem Gast soll man Brot, Salz und Herz teilen, sagt ein albanisches Sprichwort und so wird Gastfreundschaft heute noch gelebt. Früher haben jüdische Flüchtlinge in Albanien Zuflucht gefunden. Heute nimmt das Land ukrainische Geflüchtete auf. Die Albanier:innen sind auch zu Recht stolz darauf, dass in ihrem Land die Religionen friedlich zusammenleben. Plakate, die frohe Ostern wünschen, und solche, die auf den Ramadan hinweisen, hängen in Tirana nebeneinander.
«Freie Ukraine»-Strasse
Im Zentrum von Tirana heisst eine Strasse «Ukraina e lirë» – «freie Ukraine». Entlang der Strasse hängen gelb-blaue Banner. «Kurz nach Kriegsbeginn wurde diese Strasse so umbenannt», erklärt der albanische Reiseleiter. «An dieser Strasse residiert der russische Botschafter. Die Botschaft muss nun ihre Anschrift ändern.» Der Botschafter ist inzwischen nach Russland zurückgekehrt.
Fehlende Perspektiven
Schwierig ist, dass viele gut ausgebildete Menschen Albanien verlassen: Xhovana gehört zur methodistischen Gemeinde in Tirana, kommt aber aus Pogradez. Sie ist verlobt und arbeitet als Pflegefachfrau. «Ich werde in Tirana bleiben, hier ist jetzt mein Lebensmittelpunkt». Der Freund ihrer Schwester arbeitet als Pflegefachmann in Deutschland. Die Eltern sind im November nach Neuseeland ausgewandert, die jüngste Schwester ging mit. «Meine Eltern hoffen, dass sie so eine gute Ausbildung bekommt und eine bessere Zukunft im Ausland hat.»
Als Kirche da sein
Die methodistische Kirche kann diese Entwicklung nicht stoppen aber mit den Menschen sein, die dageblieben sind. Sie tut dies mit einem Kartoffelprojekt, einem Zentrum für Frühförderung von Kindern mit Einschränkungen und einen Diakoniezentrum für ältere Männer. Junge Menschen finden Angebote für Musik- und Sprachkurse, für Feriencamps und für Workshops zu guter Kommunikation. Gjergj Lushka, Pfarrer in Tirana und Durrës, meint: «Wir sind trotz allem voller Hoffnung, dass unsere Kirche lebt, und wir arbeiten mit den jungen Menschen. Wir sind für sie da, hören ihnen zu und ermutigen sie, in Albanien zu bleiben und an der Zukunft zu bauen.»