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Wenn die Armen, was sie haben, noch verteilen…

22. März 2023

Ein Projekt der Methodistenkirche ermöglicht Menschen in einem Dorf in Albanien, Kartoffeln anzupflanzen. Anbau und Ernte waren erfolgreich. Obwohl sie selbst zu wenig haben, geben die Verantwortlichen etwas von ihrer Ernte an ein Hilfsprojekt in ihrem Nachbarland.

Wegen fehlender Investitionen in die Infrastruktur und daraus resultierender sozialer und finanzieller Probleme sind viele Menschen aus dem im Bezirk Velçan gelegenen Dorf Buzahishtë im Südosten Albaniens abgewandert. Sie zogen entweder in die grösseren Städte des Landes oder gleich ins Ausland, wo sie sich bessere Verdienstmöglichkeiten und Zukunftschancen erhoffen.

Buzahishtë liegt im Südosten von Albanien.
(Karte: d-maps.com)

Arm trotz harter Arbeit

Ähnlich hat sich die Lage in vielen anderen Dörfern in den Mokra-Bergen in den letzten Jahren entwickelt. Die zurückbleibenden Menschen arbeiten zwar hart, schaffen es jedoch nicht, die Armut zu besiegen. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und des Krieges in der Ukraine haben diese Situation noch verschärft.

Methodist:innen starten Agrarprojekt

Letztes Jahr kam unter den Verantwortlichen der methodistischen Kirche in Albanien die Idee auf, mit einem Agrarprojekt eine Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation zu erzielen und die in dieses Projekt involvierten Familien zu stärken. Dieses Engegament erfolgt parallel zur geistlichen Arbeit in der seit 2020 existierenden, sehr lebendigen methodistischen Gemeinde Buzahishtë.

Im Rahmen des Agrarprojekts wurde neun Familien ermöglicht, Heilkräuter und Bohnen zu pflanzen. Weitere zehn Familien erhielten dank der Unterstützung von Connexio develop, der Organisation für Entwicklungszusammenarbeit der Methodistenkirche in der Schweiz, je 300 kg hochwertiger Saatkartoffeln. Sie konnten damit eine Fläche von jeweils 1 000 m2 bepflanzen.

Erfolgreiches erstes Jahr

Die Projektbeteiligten verpflichteten sich, von der ersten Ernte wiederum rund 300 kg an andere Familien zu verschenken, damit diese im Folgejahr ebenfalls in den Kartoffel-Anbau einsteigen können. Es würde allerdings nötig sein, für alle Projektbeteiligten zusätzlich zu den zurückgelegten Kartoffeln nochmals je 300 kg hochwertiges Saatgut zuzukaufen. Im ersten Jahr konnten durch dieses Projekt die Lebensbedingungen von rund 100 Personen verbessert werden. Das Ziel besteht darin, dass diese Zahl im Jahr 2023 noch grösser ist.

Das Projektmanagement war von beeindruckender Qualität. Es gab eine sehr gute und gerechte Verteilung der Saatkartoffeln. Die mit viel Fleiss und Freude geleistete Arbeit resultierte in einer erfreulich guten Ernte. Sowohl deren Einbringung wie auch deren Verkauf erfolgte in einer gemeinschaftlich organisierten Form.

Das Wenige mit anderen teilen

Und dann geschah etwas Besonderes: Einerseits wurde, wie geplant, ein Teil der Ernte beiseitegelegt, um ihn an andere Familien zu verschenken. Darüber hinaus beschlossen die Projektbeteiligten auch, 80 kg Kartoffeln dem Miss Stone-Zentrum in Strumica abzugeben, damit sie dort im Rahmen des Programms «Essen auf Rädern» zu einer Mahlzeit für bedürftige Menschen verarbeitet werden konnten. In jüngster Vergangenheit hatten sich die Beziehungen zwischen dieser diakonischen Einrichtung der methodistischen Kirche in Nord-Mazedonien und der Methodist:innen in Albanien vertieft, und es hatte gegenseitige Besuche gegeben.

Eindrückliches Zeichen

In einem durch Hartmut Handt, Pastor der methodistischen Kirche in Deutschland, ins Deutsche übersetzten Liedtext heisst es:

Wenn die Armen, was sie haben, noch verteilen,
wenn der Durst’ge Wasser schöpft und andern gibt,
wenn wir schwach sind und doch Andre mutig stärken,
wissen wir: Gott ist bei uns auf diesem Weg.

In den albanischen Mokra-Bergen hat sich eben das ereignet: Die Menschen dort haben selbst kaum genug zum Leben. Dennoch dachten die Projektbeteiligten an alte und in vielen Fällen sehr einsame Menschen im Nachbarland. Sie teilten vom Wenigen, das sie haben, und setzten damit ein starkes Zeichen grenzüberschreitender Verbundenheit, Liebe und Hoffnung.

Wilfried und Jean Nausner, Albanien / Urs Schweizer, Zürich
Beitragsbild: Mit Pferden werden die Kartoffeln zur Aussaat transportiert. (Foto: zVg, privat)