«Die Zustände in den Lagern zu sehen, war herzzerreissend»

Seit Mai kämpfen Kambodscha und Thailand erneut um Grenzgebiete. Zehntausende Menschen sind geflüchtet. Connexio develop und die Methodistenkirche in Kambodscha unterstützen diese Menschen mit Hilfspaketen. Socheata Chap, Landeskoordinatorin von Connexio develop, war vor Ort und berichtet von ihren Eindrücken.

Der seit über 60 Jahren anhaltende Streit zwischen Kambodscha und Thailand ist wieder aufgeflammt.  Die Gefechte konzentrierten sich auf die Regionen Surin in Thailand und Oddar Meanchey in Kambodscha. Obwohl in Malaysia ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen wurde, bestehen die Spannungen weiter. Viele Familien mussten in Lager ziehen, weil ihre Häuser durch Artilleriefeuer, Raketen und Luftangriffe zerstört wurden. Die Gewalt forderte auf beiden Seiten Tote und Verletzte, sowohl unter Soldaten als auch unter Zivilist:innen.

Leben im Lager: Unsicherheit und Entbehrungen

Das Leben in den Lagern ist sehr schwierig. Viele Kinder können nicht zur Schule gehen. Sie verpassen Bildung und ihre sozialen Kontakte. Ohne stabiles Zuhause fühlen sie sich unsicher. Die Familien kämpfen darum, ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Hygiene und Unterkunft zu befriedigen. Das belastet sie emotional sehr. Viele leiden unter Traumata aus vergangenen Kriegserfahrungen. Dies führt zu Angst, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit. Sie wissen nicht, wann sie zurückkehren und ihr normales Leben wieder aufnehmen können.
Ausserdem war Kambodscha nicht ausreichend vorbereitet. In den Lagern fehlt es an allem: An Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Gütern des täglichen Bedarfs, besonders für die Schwächsten. Das aktuelle Wetter mit starken Regenfällen und Hitze verursacht Krankheiten wie Fieber und Malaria. Besonders betroffen sind Ältere und Kleinkinder.

Hilfspakete: Weit mehr als nur Grundversorgung

Connexio develop unterstützt ein Nothilfeprojekt der Methodistenkirche mit USD 10’000. Die davon verteilten Hilfspakete enthalten Reis, Konserven, Hygieneartikel und Trinkwasser. Vor allem sauberes Trinkwasser ist entscheidend, um Dehydrierung und Krankheiten vorzubeugen. Die Verteilung dieser Hilfsgüter deckt nicht nur den dringenden Bedarf, sondern bringt auch Hoffnung und Trost für diejenigen, die unvorstellbare Not erlebt haben. Die Hilfsgüter tragen dazu bei, den Vertriebenen ein Gefühl der Würde zurückzugeben.
Die Hilfspakte sind für Haushalte bestimmt, in denen Menschen mit Beeinträchtigung oder ältere Personen leben, für alleinstehende Frauen sowie für Familien mit mehr als vier Kindern, die nicht in der Lage sind, sich selbst zu versorgen.
Die Methodistenkirche verteilt die Hilfsgüter ungeachtet der Religionszugehörigkeit. Denn alle bedürfen der Hilfe.

Die seelischen Wunden des Konflikts

Die psychischen Auswirkungen des Krieges und der Vertreibung lasten schwer auf den Familien. Sie blicken in eine ungewisse Zukunft und trauern um verlorene Angehörige. Die Menschen in Kambodscha sehnen sich nach Frieden, weil sie schon viele Kriege erlebt haben. Unterstützung ist essenziell: psychologische Hilfe, Bildungsprogramme und Gemeinschaftshilfe. Die internationale Gemeinschaft muss diesen Menschen Priorität einräumen. Aber auch diejenigen, die ausserhalb des Grenzkonflikts leben, sind von Angst erfüllt. Sie werden an vergangene Traumata erinnert und fühlen sich angesichts des Leids hilflos.

Meine persönlichen Gefühle

Die Zustände in den Lagern zu sehen, war wirklich herzzerreissend. Zu sehen, wie Familien in provisorischen Unterkünften leben und oft nur begrenzten Zugang zu Grundbedürfnissen haben, erfüllte mich mit tiefer Trauer. Es ist schwer zu begreifen, wie schnell sich das Leben auf den Kopf stellen kann. Ich bin traurig und wütend über die Umstände, die zu dieser Vertreibung geführt haben.
Ich lebe zwar in Phnom Penh und spüre die direkten Auswirkungen nicht. Aber ich sehe, wie die Situation meine Familie belastet, besonders meine Mutter. Ihre Generation hat Kriege erlebt und trägt die Traumata mit sich. Der Gedanke an neue Konflikte ist für sie unglaublich belastend.

Solidarität der Weltgemeinschaft ist gefragt

Der Anblick von Kindern und älteren Menschen, die besonders gefährdet sind und in solch schwierigen Umgebungen nach Sicherheit suchen, war besonders erschütternd. Das hat mich dazu gebracht, über die Bedeutung von Solidarität und Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft nachzudenken. Diese Menschen verdienen nicht nur sofortige Hilfe, sondern auch langfristige Lösungen, die ihnen ihre Würde und Hoffnung für die Zukunft zurückgeben. Letztendlich hat mich das Erleben dieser Situation in meiner Überzeugung bestärkt, dass wir uns für Frieden einsetzen und auf eine Lösung hinarbeiten müssen, die das Wohlergehen der Betroffenen in den Vordergrund stellt.

Alle Fotos sind von Leng Thy und Kim Touch 

In Kürze


Konflikthintergrund

• Erneuter Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand
• Die Gefechte konzentrierten sich auf die Regionen Surin in Thailand und Oddar Meanchey in Kambodscha.
• Artilleriefeuer, Raketen und Luftangriffe zerstören Häuser, viele Tote und Verletzte

Hilfsmassnahmen

• Connexio develop unterstützt ein Nothilfeprojekt der Methodistenkirche mit USD 10’000
• Hilfsgüter werden unabhängig von Religionszugehörigkeit an ausgewählte Haushalle mit besonderen Bedürfnissen verteilt.

Nothilfe rettet Leben

Connexio develop unterstützt Partnerorganisation in verschiedenen Gebieten in Notsituationen.
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Connexio develop, Zürich, CH44 0900 0000 1574 7157 9, Vermerk «Nothilfe».
 
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Socheata Chap
Landeskoordinatorin Kambodscha
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