Hilfe, die hitzebeständig ist
Nordmazedonien erlebt in diesem Jahr einen sehr heissen Sommer. Dies wirkt sich nicht nur auf die Natur aus, sondern auch auf die Menschen, die unter der Hitze leiden. Doch Nächstenliebe trotzt allen Widrigkeiten.
Seit Wochen schon brennen in Nordmazedonien Wälder. Immer wieder lodern Flammen auf – dort, wo die Brände schon gelöscht schienen, aber auch an neuen Orten. Gewisse Gebiete sind für die Bevölkerung gesperrt. Aber auch in Strumica, wo aktuell keine Brandgefahr droht, wird vor allem älteren Menschen geraten, tagsüber nicht aus dem Haus zu gehen. Es wäre der grossen Hitze wegen nicht ganz ungefährlich.
Das Essen kommt – egal was ist
Rund 200 alte und gebrechliche Menschen in Strumica werden auch in diesen Tagen – trotz der temperaturbedingt erschwerten Umstände – fünfmal wöchentlich mit einer vollwertigen Mahlzeit versorgt. Egal, ob diese Menschen der behördlichen Empfehlung wegen zuhause bleiben, oder ob sie aus gesundheitlichen Gründen ihre Wohnung ohnehin nicht verlassen können: Dieser Mahlzeitendienst des «Miss-Stone-Zentrum», welches Connexio develop unterstützt, ist für viele Menschen von existenzieller Wichtigkeit.
Kämpfen an mehreren Fronten
Selbstverständlich ist diese Unterstützung allerdings nicht. Denn einerseits ist es immer wieder eine Herausforderung, die Kosten zu decken– gerade auch dann, wenn beispielsweise unerwartete Küchensanierungs-Massnahmen notwendig werden. Als die Küche erneuert wurde, war schnell klar, dass nicht nur die Stromversorgung saniert werden muss, sondern in naher Zukunft auch die stark korrodierten Wasserleitungen.
Andererseits ist die personelle Situation immer wieder ein brennendes Problem. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach teilweise kurzer Zeit direkt abgeworben werden oder an einem anderen Ort eine besser bezahlte Arbeitsstelle finden, muss neben der ausgesprochen intensiven täglichen Arbeit immer auch noch Zeit aufgewendet werden, um neues Personal zu suchen und anzulernen.
Des einen Freud, des anderen Leid
Noch schwieriger als im Bereich des Mahlzeitenlieferdienstes ist die personelle Situation bezüglich des Hauspflegedienstes. Trotz grosser Anstrengungen konnten die Verantwortlichen des Zentrums während mehr als zweier Jahre weder eine Pflegefachkraft noch Physiotherapeut:in finden. Das ist auch der Abwanderung geschuldet: Wenn im westeuropäischen Gesundheitswesen dank Mitarbeiter:innen aus Südosteuropa Personalengpässe zumindest entschärft werden können, ist dies für die dort medizinisch und pflegerisch versorgten Menschen eine gute Nachricht. Für die Menschen beispielsweise in Nordmazedonien ist die Nachricht hingegen nicht ganz so gut – weil dort als Folge davon das Fachpersonal fehlt.
Neue Wege gehen
Infolgedessen passten sich die Verantwortlichen des «Miss-Stone-Zentrum» der Situation an und änderten das Konzept. Sie reduzierten die medizinische Versorgung und erweiterten den Spitex-Dienst. So konnten sie eine diplomierte Pflegefachfrau finden, was dem Hauspflegedienst neuen Schwung verlieh, weil sie nun mehr Menschen begleiten können. Die medizinische Versorgung gewährleisten sie trotzdem noch, indem sie die Leute zu einem Arzt oder einer Ärztin bringen.
Niemanden zurücklassen
Auch der Mahlzeitendienst in der Kleinstadt Radoviš funktioniert nach wie vor. Dort werden jeden Tag 50 Personen mit einer warmen Mahlzeit versorgt – arbeitslose und körperlich oder psychisch erkrankte Menschen, die unter dem Existenzminimum leben, aber auch alleinerziehende Mütter und ihre Kinder. Und wo diese Menschen in grösster Armut leben und schlicht niemanden haben, der ihnen zur Seite stehen würde – weder Einzelpersonen noch Organisationen noch der Staat – helfen die Verantwortlichen des «Miss-Stone-Zentrums» auch mal mit Kleidung, Brennholz oder Medikamenten aus.
Hilfe, die beständig ist
Allen Herausforderungen zum Trotz wurde die Arbeit noch nie unterbrochen. Das ist dem beeindruckenden Engagement der Verantwortlichen und Mitarbeiter:innen zu verdanken. Und der Funke dieses Engagement springt auch auf andere Menschen über: So erkennen beispielsweise Unternehmer:innen die Wichtigkeit des «Miss-Stone-Zentrum». Sie unterstützen die Zubereitung der Mahlzeiten mit Naturalspenden (landwirtschaftliche Produkte). Das ist ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung – und auch eine willkommene finanzielle Entlastung.
Die Not ist gross. Das Feuer der Liebe und der Hoffnung in den Herzen der Verantwortlichen ist grösser.
Urs Schweizer (nach einem Rundbrief von Christina Cekov, Strumica/Nordmazedonien)
/Danka Bogdanovic, Connexio develop. Alle Fotos von Christina Cekov, zVg
Die Menschen, die im Miss-Stone-Zentrum arbeiten, leisten Unglaubliches und sind für die ältere Bevölkerung in der Region von existenzieller Bedeutung. Wenn Sie das unterstützen möchten, spenden Sie!